Bundesstaat Chiapas
Vom 21. bis zum 30. Januar 2019

Nachdem wir den Rio San Pedro überquert haben, sind wir im Bundesstaat Chiapas. Schon bald wird das Land grüner und die Vegetation dichter. Da wir erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit den Nationalpark Palenque erreichen, brauchen wir den Eintritt nicht zu zahlen.Unser Stellplatz beim Hotel Mayabell befindet sich in toller Lage direkt am Rande des Urwaldes unter einem uralten, riesigen, weit ausladenden Baum, deren dicke Äste über den gesamten Parkplatz für Wohnmobile ragen. Wir sind die einzigen Gäste. Mit unserem Motorroller fahren wir auf der Mex 199 in Kurven bergauf und zum
Misol Há Wasserfall. Aus etwa zwanzig Metern rauscht das Wasser in die Tiefe in ein Becken und die ständige Gischt sorgt für eine üppige Vegetation. Wir klettern hinunter zum Wasserbecken und dann hinter die Wasserfälle. In vielen Kurven rollern wir weiter durch die herrlich grüne Berglandschaft von Chiapas und kehren bei einfachsten Comedores zum Mittagessen ein. Vorbei an vielen Souvenirständen kommen wir zu den unteren Seitenbecken der Cascadas Agua Azul, wo einige Leute im klaren Wasser baden. Ein Stück weiter blicken wir auf die unteren bis zu fünfzig Meter breiten Wasserfälle, die etwa zehn Meter hoch sind und auch dahinter rauscht das Wasser in gleicher Höhe hinunter. Ein beeindruckendes Naturerlebnis, wie der Rio Trijula sich hier noch weiter von oben in vielen Etappen in das Tal ergießt.

In
Palenque werden wir von den beeindruckenden Geräuschen des tropischen Urwaldes von Chiapas geweckt. Das Vogelgezwitscher wird weit übertönt vom Fauchen und Schnarchen etlicher Brüllaffen, von denen manche direkt über unserem Wohnmobil im Baum hängen. Bei den Ruinen von Palenque gehören wir zu den ersten Gästen und steigen in der Stille des Morgens hinauf zum Palacio. Der Tempel der Inschriften wird vom Strahl der noch warmen Morgensonne toll beschienen. Von dort genießen wir den Blick auf den Tempel der Inschriften und die umliegenden Tempel-Anlagen. Über die gepflegten Rasen-Anlagen und Wege spazieren wir an Souvenir-Händlern vorbei zu weiteren Anlagen und klettern dann hinauf zum Templo de la Cruz, von dem sich ebenfalls ein schöner Blick auf diese phantastische Maya-Siedlung inmitten tropischer Vegetation bietet. In der Nacht prasseln dicke Regentropfen wie ein Trommelfeuer auf das Dach unseres Campers, so dass wir Probleme mit dem Schlafen haben.

In letzter Zeit gab es viele Probleme mit der Sicherheit und Straßenblockaden beim Befahren der Mex 199 von Palenque nach San Cristobal. Eigenartigerweise gibt es nun auch Blockaden auf der Mex 195. Diese Blockaden richten sich gegen die Blockaden an der Mex 199, die für eine schlechtere Versorgungslage und höhe Treibstoffpreise an der Mex 195 verantwortlich gemacht werden. Irre! Deshalb machen wir einen längeren Umweg und fahren über die Mex 187 und 180D nach Tuxtla Gutiérrez, der Hauptstadt von Chiapas. An der Straße ist im Pannenfall statt Warndreieck schon mal ein kleiner Sack Kartoffeln auf der Straße aufgestellt. Auch eine Einliterflasche Öl haben wir zur "Absicherung" an der Straße stehen sehen. Von Tuxtla Gutiérrez führt die Autopista innerhalb kurzer Zeit von 450 Meter ü.d.M. ständig an den südlichen Ausläufern der Sierra bergauf bis auf über 2.100 Meter in das Tal von
San Cristóbal de las Casas.

Oberhalb der Stadt erreichen wir in den Bergen den Ecoturistico Cueva de Mamut der von Kiefern und anderen Bäumen gesäumt ist. Dort stehen wir ganz allein auf dem Rasen der weitläufigen Anlage und erkunden mit unserem Piaggio-Roller die Stadt San Cristobal und Umgebung. San Cristobal de las Casas ist eine der schönsten Städte Mexikos. Autos und vor allem Colectivo-Busse verstopfen die Gassen, vor allem im Bereich Iglesia Santo Domingo, Mercado und Umgebung. Vor der Iglesia de Caridad parken wir neben anderen Motos. Von dort aus spazieren wir zunächst zum großen Mercado Indigena. Schon vorher bestimmen in den Seitenstraßen viele Marktstände und fliegende Händler das Bild. Doch niemals sind die Händler aufdringlich. Der Mercado ist der außergewöhnlichste in Mexiko. So viele Marktstände in der Markthalle und drumherum haben wir auf dieser Reise noch nicht gesehen. Viele Indigena sind nur mit dünnen Sandalen an den Füßen oder barfuß mit Colectivos aus den umliegenden Bergdörfern gekommen und bieten ihre Waren an: Vor allem Orangen, Mangos, Ananas, Kartoffeln, Tomaten, Bohnen in großen Säcken, Fisch, Fleisch und viele unbekannte Früchte sowie die unvermeidlichen Tortillas. Und so viel mehr. Frauen präsentieren lebende Truthähne vor dem Bauch oder lebende Hühner am langen Arm zum Verkauf. Andere Indiofrauen sitzen am Straßenrand und verkaufen schwarze Schafwolle. Dazwischen Männer, die Uhren oder Knoblauchzöpfe über der Schulter anbieten und ein junger blinder Bettler, der mittendrin sitzt. Die Vielfalt des Marktes erschlägt uns fast.

Auf der Plaza de Armas (Zócalo) stehen viele Palmen, Bäume und Bänke. In der Mitte befindet sich der erhöhte Quiosco, ein von einem Restaurant/Café bewirtschafteter Pavillon. Wir setzen uns in die obere Etage und genießen bei einer Tasse Cappucino den Blick Richtung Palacio Municipal und auf das Treiben dort unten. Die Menschen der Stadt, Indios aus der Umgebung und Touristen flanieren oder sitzen auf den Bänken. Fliegende Händler bieten Süßigkeiten oder bunte Luftballons an. Dazwischen die Stände der Schuhputzer. Ständig ist Reinigungspersonal unterwegs und hält die Stadt sauber. Wir spazieren in den nächsten Tagen immer weiter durch die Straßen und Gassen der Umgebung, deren Häuser bunt bemalt sind. Das gilt besonders für die Fußgängerzonen Hidalgo/20 de Noviembre und Real de Guadalupe. Dort befinden sich viele Geschäfte, Restaurants und Cafés, wo man auch im Freien sitzen kann. Und es herrscht hier ein reges Treiben. Immer wieder können wir einen Blick hineinwerfen in die Patios (Innenhöfe) mit ihren Arkaden, die liebevoll gestaltet sind und oft von Hotels und Restaurants bewirtschaftet werden. Dazu gehört auch das gelb und rot gestrichene Gebäude Museum Na Bolom mit seinem von Arkaden begrenzten Innenhof. San Cristóbal ist eine wirklich tolle Stadt mit vielfältigen Ansichten.

Ausgedehnte Rollertouren führen uns in die bergige Umgebung von San Cristobàl. In
Zinacantán besuchen wir die traditionellen Bräuche in der kleinen Kirche und den kleinen Sonntagsmarkt, wo Tzotzil-Indiofrauen in ihren lila, rosaroten und blauen, blumenbestickten Trachten die üblichen Obst- und Gemüsesorten anbieten. Wir rollern weiter durch die bergige Landschaft und an San Juan Chamula noch etwa 10 km vorbei. Wie schon zuvor, fällt uns auch hier auf, dass die Landschaft sehr zersiedelt ist. Von den einst ausgedehnten Wäldern sind nur noch wenige übrig geblieben, der industriellen Holzwirtschaft zum Opfer gefallen. Den Rest besorgten die immer zahlreicher werdenden Menschen, die Holz für ihre Bauten und ihre Öfen benötigen. Überall in der Landschaft stehen Häuser verteilt in dieser eigentlich schönen Landschaft. Drumherum Felder für Mais und Weideflächen für Rinder und Schafe. Der Tzotzil-Ort San Juan Chamula ist gegenüber unserem ersten Besuch vor 31 Jahren wesentlich touristischer geworden. Dennoch lohnt ein Gang über den großen Markt und die Besichtigung der Kirche. Es ist wirklich ein besonderes Erlebnis, zu sehen, wie die Kirche innen mit etwa dreitausend Kerzen beleuchtet wird, die eine besondere Wärme abstrahlen. Ringsherum sind Statuen der Heiligen in Glaskästen aufgebaut. Auf dem gesamten Fußboden aus Marmor sind Tannennadeln verstreut und dazwischen sitzen Tzotzilen verteilt und beten zu den verschiedenen Heiligen. Dazu brennen sie auch auf dem Boden viele Kerzen an diesem heiligen Ort, der für die Tzotzil-Indios den Bauchnabel der Erde darstellt.

Wir rollern unter Sonne und Wolken hinauf bis auf 2.500 Meter durch eine abwechslungsreiche Berglandschaft Richtung Tenejapa in das Siedlungsgebiet der Tzeltal-Indios. Doch die wenigen Dörfer machen keinen sehenswerten Eindruck, denn viele Häuser sind Grau in Grau und noch nicht fertig. Außerdem ist die Landschaft dadurch sehr zersiedelt und die Wälder bestehen nur noch in Teilen. Stattdessen Maisfelder und Weideland für Schafe und Rinder. Am Straßenrand gehen immer wieder traditionell gekleidete Tzeltal-Indiofrauen, oft mit einer zusammengelegten Decke auf dem Kopf. Etliche Frauen haben auch kleine Kinder dabei. Männer oder Frauen hüten Rinder oder Schafe. Dann blicken wir hinunter auf die Blechdächer des Ortes Tenejapa, der in einem Tal liegt. Als wir langsam durch die engen Straßen des Ortes rollern, kommen uns immer wieder traditionell gekleidete Tzeltal-Indios entgegen. Sie tragen Umhänge aus heller Schafs-Wolle und Strohhüte. Viele von ihnen haben Ketten umgehängt. Sie grüßen freundlich zurück. 

Diese Bilderserie besteht aus 2 Teilen

Teil 1

Teil 2