Baja California
Vom 16. März bis zum 26. April 2019

Unser fünfter Besuch auf der Baja führt uns zunächst zu den naheliegenden Stränden von
El Tecolote und dem wunderschönen Balandra, wo wir mit unserem Faltboot auch entlang paddeln und erfolgreich angeln. Doch die Fischbestände haben sich gegenüber früher erheblich reduziert. Wo damals Fisch-Schwärme zogen und Pelikane sich ständig ins Wasser stürzten, ist nichts mehr zu sehen. Die mexikanischen Fischer und die japanischen Trawler haben nicht nur hier, sondern im gesamten Cortéz Meer ganze Arbeit geleistet. Entsprechend sind die Preise für rarer werdenden Fisch und Meeresfrüchte gestiegen. Das Wasser ist glasklar, doch Seealgen (Sargassum) wird bei Nordwind immer wieder an den Strand von Tecolote gespült, der von der Kommune dann davon befreit wird. Dabei wird allerdings auch feiner weißer Sand entfernt. Alles wie an der Karibik. Tecolote ist für uns dennoch immer wieder ein lohnendes Ziel, auch wenn am Wochenende die Ausflügler aus La Paz den gesamten Strand bevölkern, hautnah neben uns parken und allen Seiten mit lauter Musik beschallen. Doch meist ist der Spuk bei Anbruch der Dunkelheit vorbei.

Die Stadt La Paz ist total touristisch geworden. Nordamerika lässt grüßen. Dafür sind die Straßen auf der Baja besser als auf dem mexikanischen Festland und es gibt nur wenige der lästigen Topes und Reductores. Wir verbringen schöne Tage an einem ruhigen Strand nördlich von
El Sargento und sehen an dieser windigsten Ecke der Baja den Kite-Surfern zu. Mit dem Roller fahren wir zur weißen Playa Punta Arenas gegenüber von der Südspitze der Isla Cerralvo. Der einst traumhafte Playa Los Muertos muss zum größten Teil durch einen Sturm weggespült worden sein und dadurch wurden Felsen und dunkle runde Steine freigelegt. Hinzu kommt, dass gerade Ebbe ist und das Ganze noch unansehnlicher macht. Dort werden wir von mehreren Dune Buggys überholt, die mit hohem Tempo auf dem Strand entlangschießen. So wird die Natur hier an manchen Stränden der Baja missbraucht. Oft von Amerikanern, im fremden Land.

 

In den Bergen kommt uns ein PKW entgegen, direkt dahinter ein Kleinlaster. Schleppt der Kleine den Großen ab? Nein, das kann nicht sein, das schafft der nicht. Ach soooo, der Große schiebt den Kleinen ein seiner Stoßstange vor sich her den Berg hinauf. Das ist Mexiko!
Mit dem Motorroller erreiche ich über Schotter- und Sandstraßen den Strand von Los Frailes, der sich nach einem Hurricane vor zwei Jahren doch erheblich verändert hat. Dort haben wir vor 31 Jahren den Kölner Bernie mit seinem roten VW-Bus getroffen und fünf Jahre später mit seinem blauen VW-Bus. Er hat sich damals im Westen Kanadas niedergelassen und verbrachte jeden Winter an diesem Platz. Als ich zum Strand gehe, traue ich meinen Augen nicht. Vor einem alten Wohnmobil sitzt BERNIE! Seit fast vierzig Jahren verbringt er hier den Winter. Die Haarfarbe hat er von blond auf weiß gewechselt, ein paar Falten sind dazu gekommen. Aber ansonsten ist er mit Siebzig topfit erzählt er noch genau wie damals im kölschen Dialekt. Wir haben viel Spaß und unterhalten uns stundenlang.

Wir kommen zum Wendekreis des Krebses und umfahren weiträumig die Region Los Cabos. Übrigens lt. Zeitung "Die Welt" die gefährlichste Gegend der Welt mit durchschnittlich einem Mord pro Tag, hauptsächlich wegen Drogen. Dort sind die Orte San José del Cabo und Cabo San Lucas an den Stränden vollgebaut mit Hotels, Apartments, Resorts, Thimeshares und Restaurants. Nordamerikaner leben hier ihren Urlaubstraum mit Partys oder Relaxen und meinen, sie sind in Mexiko. Doch die USA und Kanada lassen grüßen. Etwas uriger empfinden wir dagegen den Ort
Todos Santos, mit öffentlicher Förderung zu einem Pueblo Magico aufgepäppelt und auch von einigen Gringos ständig bewohnt. Die Brecher des Pazifiks schlagen dort an den Strand und locken zum Surfen, machen das Schwimmen aber zu gefährlich.

Abseits der Touristenrouten liegen die unsprünglichen Orte Santiago und Miraflores. Über Schotter- und Sandpisten mit Waschbrett kommen wir zu den Aguas Calientes von El Chaco an einem gestauten Bach. Dort fließt heißes, schwefelhaltiges Wasser in ein kleines Naturbecken, in dem kleine Fische an der Haut der Badenden herumknabbern. Am herrlich gelegenen Campingplatz verbringen wir den Abend am Lagerfeuer unter einem funkelnden Sternenzelt. Inzwischen reisen wir einige Tage mit unserem Sohn und seiner Freundin. Ein freudiges Wiedersehen und eine angenehme Abwechslung.

Schon in der Mitte der Baja California befindet sich die Stadt
Loreto mit der ältesten Missionskirche Nuestra Senora de Loreto der Baja aus dem Jahre 1697. Der Ort versprüht einen Hauch mexikanischer Atmosphäre und verfügt über eine attraktive Fußgängerzone, einige Hotels, Restaurants und Campingplätze, einen neuen Malecón (Strandpromenade) am Cortez Meer und einen kleinen Yachthafen. Wir unternehmen eine Tour mit einem Panga Boot hinüber zur Isla Coronado. Bootsführer Francisco fährt mitten in einer Delfinschule von etwa dreißig Tieren, die uns eine zeitlang begleiten. Einige Delfine schwimmen direkt neben und vor dem Motorboot. Vor der Insel Coronado schnorcheln wir zusammen mit Seelöwen. Als wir tiefer tauchen, kommen sie mit hoher Geschwindigkeit auf uns zu, biegen kapp vor uns ab und stoßen dabei Luftblasen aus. Vor der Insel zieht unser Bootsführer Francisco einen Kreis um die riesige Mega-Luxus-Yacht des Filmregisseurs und -produzenten Steven Spielberg, die hier vor Anker liegt. Die "Seven Sees" hat einen Wert von 200 Millionen Dollar. Nein, tauschen wollen wir nicht.

Ganz allein campen wir einige Tage am Playa Ligüi neben den Vulkanfelsen und nur zwanzig Meter vom Wasser entfernt. Direkt gegenüber sehen wir die
Insel Danzante, um die wir an einem Tag zwanzig Kilometer mit unserem Faltboot herumpaddeln und an einsamen Stränden Rast machen. Eine Delfinschule schwimmt ganz in der Nähe an uns vorbei und eine Scholle beißt für unser nächstes Abendessen.

Eine herrliche Tour mit unserem Piaggio führt uns über die Berge nach
San Javier. Die 2016 neu gebaute Straße führt zunächst durch flaches Wüstengebiet, doch schon bald danach in vielen Kurven hinauf in die Sierra mit ausgedehnten Gebieten voller schwarzbrauner Vulkangesteinsbrocken und vielen Cardón Kakteen. Immer weiter geht's hinauf und es macht riesige Laune, auf dieser ausgezeichnet geteerten Straße durch die Kurven zu rollern. Hinter der Gebirgskette dann vereinzelte Wassertümpel mit grünen Tälern und grasenden Pferden und Rindern. Weiter unten erreichen wir nach 36 Kilometern den kleinen Ort San Javier mit der Misión San Francisco Xavier de Viggé-Biaundó. Wir besichtigen die Kirche aus dem Jahre 1699 und spazieren dann noch durch die angrenzenden bepflanzten Bereiche, die durch eine kluge Kanalisation von den Quellen aus fruchtbar gemacht wurde. Bereits 1701 hat Padre Juan Ugarte die ersten Samen für Obst- und Olivenbäume mitgebracht.. Einen riesigen uralten Olivenbaum sehen wir heute noch, ebenso Dattelpalmen, Orangenbäume und Bohnenfelder.

Ein paar Tage später kommen wir an die
Bahia Conception, wo wir längere Zeit an den Playas Armenta, La Perla und La Escondida campen. Wir genießen das Baden und Schnorcheln im klaren, warmen türkisgrün bis blau schimmernden Wasser und die Nächte unter einem glitzernden Sternenhimmel. Auf verschiedenen Faltboot-Touren paddeln wir insgesamt vierzig Kilometer an der Küste entlang. Mit dem Roller erkunden wir die Umgebung. Doch in der Woche vor Ostern kommt richtig mexikanisches Leben an die bisher kaum besuchten Strände: Mexikaner aus Mexiko und aus den USA kommen mit Autos, Zelten, Wohnwagen und Wohnmobilen. Einige Tage verbringen wir in Mulegé auf dem Campingplatz Don Chano umgeben von Dattelpalmen, Bananenstauden, Papayapflanzen und riesigen Mangobäumen. Mulegé hat typische mexikanische Ausstrahlung. Vor zwei Jahren hat der letzte Hurricane diesem Ort schweren Schaden zugefügt. Auf dem Weg nach Norden machen wir Station im verschlafenen Ort San Ignacio, der von hunderttausend Dattelpalmen umgeben ist. Einige Tage campen wir ganz allein in der Wüste zu Füßen einer Felsformation in traumhafter Umgebung des Parque Natural Desierto Central. Hier stehen tausende Cardón Kakteen, Cirio Sträucher, Elefantenbaüme und viele kleinere und größere Kakteenarten. Wir wandern frühmorgens oder spätnachmittags einige Kilometer durch die Wüste und bestaunen nachts den klaren Sternenhimmel. Vor dort fahren wir über Ensenada nach Tecate zum Grenzübergang.

Fortsetzung siehe ab Juni 2019 unter www.tinaundwolle.jimdofree.com   Arizona 3

Diese Bilderrerie besteht aus 3 Teilen

Teil 1

Teil 2

Teil 3