Bundesstaat Oaxaca
Vom 31. Januar bis zum 20. Februar 2019

Am Isthmos von Tehuantepec, der engsten Stelle Mexikos zwischen Pazifik und dem Golf stehen tausende Windräder. Die Landschaft ist trocken, wahrscheinlich auch wegen des ständig wehenden Windes. Schafe und Rinder grasen am Straßenrand. In
Santo Domingo Tehuantepec geht es nicht weiter, weil Demonstranten die Brücke über den gleichnamigen Fluss blockieren. Über enge Umwege erreichen wir den Bundesstaat Oaxaca. Auf der Mex 200 an der Küste entlang bleiben wir mit unserem Wohnmobil vorübergehend liegen. Kanadier informieren eine Werkstatt und zwei Stunden später können wir weiterfahren. Einige Tage verbringen wir in der Umgebung von Puerto Angel und campen in Zipolite unweit des Strandes. Im Schatten einer Strand-Bar sehen wir bei einer Margarita den Surfern zu, die mit bis zu 4 m hohen Wellen zu kämpfen haben. Am Strand flanieren viele Menschen bekleidet und unbekleidet. An diesem Wochenende ist die Fiesta de Nudista 2019. Am Sportplatz ist eine riesige Bühne für eine bekannte mexikanische Sängerin aufgebaut und über fünftausend Zuschauer sind versammelt. Wir genießen in Zipolite auch die kleine angenehme Fußgängerzone mit netten Restaurants, Geschäften und Ständen der Händler und Künstler.

Mit unserem Roller erkunden wir die weite Umgebung und fahren über Puerto Escondido und Pachutla in vielen Kurven durch die Sierra Madre Occiental. Auch an den abgelegeneren Stränden rund um Puerto Angel haben wir mit unserer Piaggio keine Parkplatzprobleme. Im Centro Mexikano de la Tortuga sehen wir in Freiluftbecken und Meerwasser-Aquarien sieben der weltweit acht in Mexiko vorkommenden Meeresschildkröten und auch einige Landschildkröten. Über San Agustinillo und Mazunte erreichen wir Ventanilla und unternehmen mit einem Führer eine Bootstour in die Lagune, wo wir Krokodile, Leguane und Vögel beobachten können. Welch' ein Kontrast dazu die Bahias von
Huatulco, wo ein Megaprojekt der mexikanischen Tourismus-Behörde entstanden ist. Heute ist fast vergessen, dass für dieses Projekt große Landenteignungen und Zwangsumsiedlungen der ärmeren Einheimischen vorgenommen wurden. First Class Hotels, Condos und All-Inclusive-Resorts wurden hier hinter den schönsten Stränden gebaut, die für die Allgemeinheit zum größten Teil nicht mehr erreichbar sind. Hier verbringen vor allem reiche Nordamerikaner ihren Urlaub und treiben die Preise in die Höhe, fast wie in Cancun. Wir genossen lieber mit unseren neuen Freunden Alice und Jacob aus der Schweiz einige Tage an der abgelegenen Bahia San Agustín. Der gepflegte kleine Campingplatz Don Taco von den netten Holländern Anneke und Frans direkt am herrlichen goldgelben Strand.

Über Salina Cruz fahren wir auf der teilweise schlechten Mex 190 Richtung Oaxaca. Ab 900 m Höhe wird die Landschaft trockener und Kakteen bestimmen das Bild. Agavenfelder werden an den Berghängen für die Gewinnung von Mezcal-Schnaps angebaut. In 1.600 m Höhe liegt
Santa Maria del Tule mit einem gepflegten Zentrum um die Kirche und einer etwa 2000 Jahre alten Sumpfzypresse, die einen mächtigen Umfang von 58 m und einen Durchmesser von 14 m hat.
Angenehme Tage verbringen wir auf dem Campingplatz Overlander Oasis, der von den netten Kanadiern Calvin und Leanne betrieben wird. Calvin ist ein Alleskönner, hat sogar eine kleine Werkstatt und viele Gäste nutzen seine kompetente Hilfe in allen Fahrzeug-Angelegenheiten.

Mit unserem Motorroller fahren wir in die
Stadt Oaxaca. Dort haben die Bus- und Taxifahrer die Hauptdurchgangsstraßen blockiert und es ist ruhig in den Straßen. Wir nutzen immer wieder die kleinen Lücken zwischen den quergestellten Fahrzeugen oder heben unseren Roller zwischendurch auch auf den Gehweg zur Umgehung der Sperren. So parken wir schon bald direkt im Zentrum dieser tollen Stadt, die als eine der Perlen Mexikos gilt. Wir besichtigen die Kirche La Compania, schlendern an den Marktständen der Seitenstraßen entlang und dann zum Zócalo, der von hohen Bäumen beschattet wird. Rund um den Zócalo stehen historische Kolonialgebäude, Restaurants, Cafés und Geschäfte. Zur Mittagszeit nehmen wir das Menü-Angebot eines Restaurants direkt am Zócalo an. Suppe, Hauptgericht und Nachtisch für nur 70 Pesos. Wir beobachten das Treiben am Zócalo, doch immer wieder werden wir von fliegenden Händlern angesprochen. In der Nähe singen zwei Musiker zum Gitarrenklang. Indios bieten selbst hergestellte Waren zum Verkauf an. Vor dem Palacio de Gobierno stehen Zelte und Spruchbänder von Demonstranten. Später demonstrieren Tausende. Es ist nicht alles gut in Mexiko. Wir besichtigen die Kathedrale und schlendern dann weiter auf der Fußgängerzone Alcalá Richtung Norden. Schließlich stehen wir vor der Iglesia und Ex-Convento Santo Domingo. Wir besichtigen zunächst das interessante Museo de las Cultura, das die Geschichte und die Volkskunst Oaxacas von den Anfängen bis zur Gegenwart zeigt. Die Kirche Santo Domingo ist wirklich überwältigend. Fantastisch die Ausstattung des barocken Kirchenschiffs: Das Tonnengewölbe, die Seitenwände und die Kuppel sind nahezu komplett mit mehrfarbigem Stuckdekor, mit Heiligenbildern und Ornamenten aus dem 17. Jahrhundert bedeckt. Den Chor füllt ein riesiger Retablo aus, vollständig mit Blattgold überzogen und geschmückt mit Heiligen-Statuen und Ölgemälden. Vor dem Kirchenplatz musizieren kurze Zeit später Gruppen lautstark und riesige Puppen laufen dabei umher. Auch in den nächsten Tagen besuchen wir immer wieder diese großartige Kolonialstadt.

Mehrere hundert Kilometer fahren wir mit unserem Motorroller in die Umgebung von Oaxaca. Eine Tour führte uns nach
Tlacolula, wo wir rechtzeitig zum Beginn des riesigen Sonntagsmarktes ankommen. Aus der ganzen Umgebung sind die Zapoteken gekommen, um zu verkaufen und zu kaufen. Wir spazieren fast als einzige Touristen durch die Straßen des Ortes, in denen dicht an dicht die Marktstände der Händler stehen. Sagenhaft das Angebot an Waren hier. Gemüse und tropische Früchte in Unmengen, aber auch Hühner, Blumen, Keramik, Körbe, Gewürze, Tacos, Tortas, Chocolate und Süßigkeiten, Bekleidung, Haushaltswaren, Werkzeug und Vieles mehr. Ich kaufe günstig eine Machete im Lederhalfter. Über Mitla kommen wir zum Naturwunder des versteinerten Wasserfalls Hierve el Agua. Heute am Sonntag baden viele der Besucher in den oberen Wasserbecken.
Die Ruta de Artesanías führt uns abseits des internationalen Tourismus durch das
Valle de Zimatlán. Wir hoppeln durch das Dorf Arrazola und kaufen dann in einem Laden ein Alebrije, eine buntbemalte Leguan-Fabelfigur aus leichtem Holz. In Cuilapan besichtigen wir die dickmaurige Kirchen- und Klosteranlage der Dominikaner aus dem 16. Jahrhundert.
Eine herrliche Rollertour führte in die Berge der
Sierra Norte de Oaxaca. Zunächst noch durch holprige Straßen von Villa Díaz Ordaz, dann auf ausgezeichneter Straße ständig in Kurven bergauf. Wir sind fast allein unterwegs und blicken schon kurze Zeit später hinunter auf das Valle de Tlacolula. Immer wieder bieten sich schöne Ausblicke auf das Tal und die dahinter liegenden Berge. Die Vegetation ändert sich und schon bald sind die Berge bewaldet, vornehmlich mit Kiefern, aber auch Laubbäumen. Wir erreichen Höhen von über 3.000 m und die klare, frische und reine Bergluft mit der grünen Umgebung tut uns gut. In Cuajimoloyas frühstücken wir als einzige Gäste in einer einfachen Gaststätte. Auf enger guter Erdstraße rollern wir durch die Wälder über Benito Juárez zurück nach Tule.

Diese Bilderserie besteht aus 2 Teilen

Teil 1

Teil 2