Von El Chico bis Teotihuacan

 

Auf der MEX 57 fahren wir nach Südosten durch diese Riesenstadt und ihren ausgedehnten Industriegebieten. Immer wieder ist die Betonstraße saumäßig mit Schlaglöchern, durch abgerissene Ecken und fehlende Verbindungen. Ich habe keinen Blick für die Umgebung, weil ich ständig darauf achten muss, die Löcher zu umfahren. Dennoch kracht es immer wieder, wenn sich die fehlenden Betonstücke quer beim Riss quer über die Straße ziehen. Tierkadaver werden hier in Mexiko anscheinend nicht von der Straße entfernt. Wie viele andere Orte zieht sich auch Ixmiquilpan endlos mit vielen Topes und Vibradores, diese ekligen erhöhten Schwellen über der Fahrbahn. Sie sind immer wieder ärgerlich, aber mit Automatikgetriebe entfällt wenigstens das Schalten. Unser Navi führt uns mitten hinein in die große Stadt Pachuca während des Feierabendverkehrs. Teilweise dreispurig, aber die Spuren sind mal wieder ziemlich eng, besonders wenn Busse oder LKW neben uns fahren. Auf miserabler vierspuriger MEX 105 verlassen wir bergauf die Stadt und erreichen eine Höhe von 2.900 m, als wir in den bewaldeten Parque Nacional Mineral El Chico einbiegen. Wir erreichen das öffentliche Parkgelände Valle Llano Grande Bosque Natural Ecoturistico Del 

 Ejido "El Cerezo", wo wir an einem Teich umgeben von Tannenwäldern die nächsten Tage campen. Eine ruhige Nacht wird es nicht, denn eine Gruppe von Einheimischen feiert kräftig mit viel lauter Musik, Gesang und Gekreische. Trotz nur acht Grad halten sie die ganze Nacht durch, wärmen sich immer wieder im Auto auf und verlassen erst um morgens halb fünf die Anlage. Ja, die Mexikaner eine große Ausdauer beim Feiern


Mit dem Roller erkunden wir die weite Umgebung. Wir fahren durch die dichten Urwälder zum verschlafenen ehemaligen Minenort Mineral del Chico, dessen verstreute Häuser sich die Hänge hinaufziehen. In Real del Monte sind wir angetan vom gepflegten Zocalo, der von der Kirche und historischen Häusern umgeben ist. Viel Menschen, darunter viele Schulkinder beleben diesen schönen Platz. In der Kirche beeindrucken uns wie so oft hier in Mexiko – die phantastischen Blumengestecke vor dem Hauptaltar, den Seiten-Altaren und den Bildern. Wir haben Glück, dass heute die jährliche Fiesta International del Paste stattfindet. Paste sind die Blätterteig-Taschen mit verschiedenen Füllungen. Das historische Zentrum ist ausschließlich von Mexikanern belebt. Alle Läden sind geöffnet, dazu in den Straßen viele Stände, vor allem mit Angeboten von Pastes. Es spielen im Laufe des Tages mehrere Kapellen und bekannte Sänger auf drei Bühnen, davon eine riesige mit modernster Technik und großen Lautsprechern, Video-Film im Hintergrund und überdachter Tribüne. Außerdem spielen weitere Gruppen mexikanische Musik sowie weitere einzelne Künstler.


Die MEX 105 führt in vielen Kurven hinunter durch abwechslungsreiche Landschaft von Bergformationen, Schluchten und fruchtbaren Tälern mit Dörfern, die von Wald und Wiesen umgeben sind. In Santa Maria Regla, der ehemaligen Hacienda des Bergwerksbesitzers Don Pedro Romero de Terreros spazieren wir über ein großes Areal mit gepflegten Rasenanlagen und über mehrere Stockwerke gemauerte Brunnen, deren Wasser sich in hohen Strahl in den großen See ergießt. Unter diesen riesige Gewölbe, lauschige Innenhöfe, dunkle Gemäuer und eine Brücke über dem Fluss. An der ganzen Anlage ist in den Jahren 1760 bis 1780 gemauert worden. Interessant, was man mit dem Geld aus der Ausbeutung der Silberminen und der Ausbeutung der Arbeiter alles machen konnte. Begrenzt wird das Gelände der Hacienda von der über fünfzig Meter hohen Cascada de la Rosa, die über die steilen Klippen herabstürzt.

 

Südlich von Pachuca erreichen wir vorbei an Feldern von Mais, Getreide und Ohrenkakteen sowie Wiesen und kleinen Bäumen den Teotihuacán mit typisch mexikanischem Leben. Dort campen wir einige Tage auf dem Trailerpark und freuen uns auf den Kurzbesuch von Tochter und Schwiegersohn. Interessant war auch der Abend mit Horst aus München, der von seinen früheren Fahrradtouren durch Mittel- und Südamerika seine Erlebnisse schilderte. Über dreißig Jahre nach unserem ersten Besuch steigen wir am frühen Morgen nochmals die 278 Stufen auf die 70 m hohe Sonnenpyramide von Teotihuacán. Wieder sind wir beeindruckt, welche gewaltigen Gesteinsmassen hier bewegt wurden. Teotihuacán war vor über 1500 Jahren das bedeutendste Kulturzentrum und die größte Stadt des alten Amerika. Unser Blick schweift hinunter auf den Camino de los Muertos, die Straße der Toten, und hinüber zur Mondpyramide. Dies ist nur ein Teil der früheren Besiedlung und wir stellen uns vor, in welch' riesigem Areal hier früher einmal bis zu 200.000 Menschen gelebt haben. Im Palacio de Quetzalpapaloti sind noch die uralten Wandmalereien zu erkennen. Wir steigen noch zu einer anderen Pyramide und zur Mondpyramide auf und lassen auch von dort die Szenerie auf uns wirken. Weiter südlich erreichen wir die Millionenstadt Puebla.